Die Tagesschau titelt, dass nur wenige Väter mehr als zwei Monate Elternzeit nehmen. Der Artikel sugeriert, dass es sich dabei allein um eine Entscheidung der Väter handelt. Dabei ist das Problem hausgemacht – sowohl was die Familien als auch was die Familienpolitik betrifft.
Tatsächlich werden Frauen nach wie vor in Ihrer Karriereplanung benachteiligt (Stichwort u.a. gesetzlicher Vaterschaftsurlaub), wiewohl auch die berufliche Orientierung häufig auf schlechter bezahlten Tätigkeiten (Stichworte Pflege und Pädagogik) liegt. Bei sinkenden Reallöhnen ist es fraglich, wie in einer solchen Situation das Einkommen einer Familie (Stichwort Miete, Eigentum) mit Elterngeld gesichert wird, wenn der/die HauptverdienerIn Elternzeit nimmt. Wer dann die Verantwortung für eine Entscheidung gegen die Elternzeit allein auf die Väter schiebt, der stellt Mütter in eine unmündige Opferrolle und ignoriert die wirtschaftliche Situation von Familien.
Und wer glaubt, innerhalb von zwei Monaten eingespielte Rollen zu verändern, glaubt sowohl an den Weihnachtsmann als auch an den Osterhasen. Zudem viele ZeitgenossInnen Vätern Kompetenzen im häuslichen Bereich schlichtweg absprechen (Stichwort u.a. Maternal Gatekeeping).
Und damit kommen wir zur Poilitik: In anderen Ländern ist es durchaus üblich, dass mehr Väter Elternzeit nehmen. Einerseits gibt es dort z.B. den gesetzlichen Vaterschaftsurlaub ab Geburt. Bundesfamilienministerin Paus (GRÜNE und VAMV) will das trotz Vertragsverletzungsverfahren durch die EU auf Kosten des Steuerzahlers frühestens 2024 realisieren – wenn überhaupt.
Weiter ist in anderen europäischen Ländern vorgesehen, dass sich Eltern die Zeit z.B. hälftig teilen müssen. Beschäftigungspolitisch hat dass den Vorteil, dass mehr Frauen Karriere machen können und nicht in Ihrer Entwicklung beeinflusst werden. Was dazu führt, dass sich z.B. in skandinavischen Ländern Väter mehr um ihre Kinder kümmern als hierzulande.
Dort gibt es – wen wundert es – andererseits auch häufiger die Doppelresidenz (Wechselmodell) nach einer Trennung. Es ist dort üblich, dass Väter ihre Kinder auch zur Arbeit mitnehmen, wenn die Schule ausfällt.
Die Studie benennt in Ihrem Fazit einige dieser (lange bekannten) Maßnahmen. Es ist fraglich, warum es erst einer solchen Studie bedarf, wenn man nur ein wenig über deutsche Beschränkungen und Landesgrenzen hinaus schaut.
Anstatt also ständig herumzumäkeln oder Studien zu verfassen, sollte man darauf hinwirken, dass im Familienministerium zielgerichtet gearbeitet wird. Dem Familienministerium sind die Lösungsansätze zum Problem jedenfalls hinreichend bekannt.